Gewinnen kann so bitter sein

  • 2. Mai 2017

Handball-Landesliga: Trotz eines Heimsiegs gegen den TV Schriesheim im letzten Spiel findet das Abenteuer „Landesliga“ für den TSV Buchen ein jähes Ende

Ein letztes Spiel blieb dem TSV Buchen noch. Eine letzte Chance, einer durchwachsenen Debütsaison in der nordbadischen Landesliga einen glücklichen Schlusspunkt zu setzen. Eine Chance, die freilich nur noch eine theoretische war – schließlich würde ein Sieg im letzten Spiel gegen den TV Schriesheim nur dann den Klassenerhalt für den TSV bedeuten, wenn im Parallelspiel der Konkurrent aus Malschenberg sein Spiel verlöre. Taktieren hatte also für die Buchener keinen Sinn mehr. Ein Sieg war das erklärte Ziel für den letzten Spieltag. Alles andere hatte man nicht mehr in eigener Hand. Mit Einsatz und Entschlossenheit erledigte Buchen tatsächlich seinen Job, schlug mit einer Willensleistung den deutlich besser platzierten TV Schriesheim mit 25:22 und muss am Ende aufgrund des für Buchen ungünstigen Resultats aus Malschenberg doch den schweren Gang in die Bezirksliga antreten.

Von Abstiegsangst war beim TSV nichts zu spüren: wie entfesselt legten die Hausherren los und zeigten, dass sie an diesem Abend ihre Hausaufgaben erledigen wollten. Aus einer bärenstarken Abwehr heraus legte Buchen mit 3:1 vor. Die Stimmung auf dem Feld wie auch auf der einmal mehr voll besetzten Tribüne machte Hoffnung darauf, dass das Unmögliche vielleicht doch geschafft werden könnte. Sichtlich beeindruckt ob Buchens Entschlossenheit fiel den Gästen wenig ein, das Abwehrbollwerk zu überwinden und so lag der TSV beim 7:3 erstmals mit vier Toren in Front. Noch ehe die 20. Spielminute verstrichen war, wurde der TV aus Schriesheim beim Stand von 10:5 durch eine recht fragwürdige rote Karte weiter geschwächt. Bis zur Pause schaffte es Buchen, den Fünf-Tore-Vorsprung zu verwalten und ging mit 13:8 in die Kabine. Alles schien also für den TSV zu sprechen – wäre da nicht die Abhängigkeit vom Parallelspiel des TSV Germania Malschenberg gewesen, der seinerseits zur Halbzeit überraschend deutlich gegen den TV Bammental führte. Die Mannschaft aus Buchen schirmte sich ganz bewusst gegen diese Information ab, um die Konzentration auf das eigene Spiel hochzuhalten. So lautete das Fazit der Halbzeitansprache recht simpel: Weiter so!

Doch mehr sogar – der TSV konnte die starke Leistung der ersten Hälfte sogar noch steigern. In den ersten zwölf Minuten nach Wiederanpfiff spielte Buchen furios auf und konnte seinen Vorsprung bis hin zum 23:13 verdoppeln. Nichts machte den Anschein, als könne der sechste Heimsieg der Saison für den TSV noch einmal in Gefahr geraten. Dann jedoch folgte ein unerklärlicher Bruch im Buchener Spiel. Geschlagene zehn Minuten lang gelang den Hausherren kein einziger Torerfolg, während die Gäste aus Schriesheim deutlich erstarkten. Auf drei Tore konnte Schriesheim den Rückstand eindampfen und Buchen wackelte. Erst nach einem Timeout und einigen personellen Änderungen fand Buchen wieder den Faden. Der starke Lukas Große strukturierte Buchens Offensivbemühungen wieder und brachte seine Mannschaft zurück in die Spur. So konnte man letztlich ein 25:22 über die Ziellinie retten und hatte seine Aufgabe damit erledigt.

Ganz anders als es sonst bei Heimsiegen üblich ist, verfiel jedoch keiner in der Sport- und Spielhalle in Jubel. Vielmehr lag eine unangenehme Anspannung in der Luft, denn man wartete noch auf das Endergebnis aus Malschenberg. Fünf schier endlose Minuten später bestand dann bittere Gewissheit: der direkte Kontrahent aus Malschenberg hatte sein Spiel ebenfalls gewonnen, was für die Germanen den Klassenerhalt und für die jungen Odenwälder den Abstieg in die Bezirksliga bedeutet. Nach dieser herben Enttäuschung für die ambitionierte Truppe von Coach Wiener wird in den kommenden Wochen so manche Wunde geleckt werden müssen. Ein wenig Abstand vom Handball wird von Nöten sein, um die jüngsten Ereignisse sacken zu lassen. Ab September heißen Buchens Gegner statt Schriesheim & Co. wieder Neckarelz, Flein und Weinsberg. Auch auf den benachbarten TV Mosbach wird man wieder treffen, dem es in der württembergischen Landesliga ganz ähnlich erging wie den Bleckerstädtern. Man wird sehen, welche Entwicklung die Landesligaerfahrung bei der jungen Buchener Mannschaft hervorgerufen hat. So oder so soll der Abschied von der Landesligabühne nur ein Abschied auf Zeit sein.

Es spielten und trafen: Nirmaier, Djapa (beide Tor), Kraft (3), Gremminger, Michael, Große (7), Klajda (1), Beck (2), Schulze, Zuzarovski, Weis, Schmitt (6 Tore/davon 2 Siebenmeter), Röckel (3/2), Weimer (3).